Samstag, 28. November 2009

Rudolf WIMMER zur Krise unserer Denkmodelle

Leben wir in einer Gegenwart, die wir verstehen?

Erklärungsversuche, beispielsweise für die Finanzkrise, gibt es viele, ernst zu nehmende Gedanken stammen von Paul Krugman, Robert Shiller und  Howard Davies (s. Finanzmärkte laufen aus dem Ruder?!).

Im Grunde geht es um die Feststellung, dass unser Denken, das auf Kausalität beruht, wichtigen Bereichen unserer Lebenswelt nicht mehr angemessen ist.

Das Management Zentrum Witten veranstaltete kürzlich zu diesem Themenkomplex die


3. Biennale für Management und Beratung
19. - 21. November in Berlin

Im Rahmen dieser Vortragsveranstaltung gab Rudolf WIMMER folgende Stellungnahme ab:



Wir sind gerade Zeugen des Zusammenbruchs einer kollektiven Illusion, beruhend auf einem als ökonomische Rationalität getarnten magischen Denken. Im Finanzsektor war es normal, Renditen zwischen 20-30 % und mehr zu erwarten. Die Ertragschancen in der sogenannten Realwirtschaft, irgendwie im einstelligen Bereich herumkrebsend, wurden von den wirklich schlauen Akteuren auf den Finanz- und Kapitalmärkten lange Zeit nur milde belächelt. Das globale Pyramidenspiel hat ein abruptes Ende gefunden. Für die allermeisten kam dieses Ende überraschend, einige wenige haben es kommen sehen. Die Ertragserwartungen des Investmentbankings und der Kapitalmärkte wurzelten in einer magischen Vorstellungswelt, deren Realitätsferne solange unsichtbar bleiben konnte, als es gelang, die eingebauten Risiken in einem gigantischen, weltweiten Netz an sich wechselseitig beobachtenden und in ihre Anlagebereitschaft ständig stimulierenden Investoren zu verstecken. Faszinierend und zugleich beängstigend ist, wie die Instituionen der Aufsicht und die Wirtschaftswissenschaften diese kollektive Magie einer schieer grenzenlosen Bereicherung im selbstreferenziellen Zirkel miterzeugt und gestützt haben.


Mit den Folgen dieses Rausches werden wir über Jahre zu kämpfen haben. Wird dies zu nachhaltigeren Formen des Wirtschaftens, des Ressourcenverbrauchs, des Energie- und Rohstoffeinsatzes, zu einem achtsameren Balancieren der gesellschaftlichen und ökologischen Herausforderungen führen?


Die bisherigen Erfahrungen geben wenig Anlass zum Optimismus. Wir werden uns Schritt für Schritt aus den gegenwärtigen Schwierigkeiten herauswinden, sowie nach dem Platzen der New Economy - Blase auch, und auf die nächste Krise noch unbekannten Ausmaßes zusteuern. Zum Glück gibt es die sich immer weiter verfeinernde Systemtheorie, die diese Entwicklungen ein Stück weit beobachtbar und beschreibbar sowie als unausweichliches Moment gesellschaftlicher Evolution verstehbar macht.





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