Dienstag, 10. November 2009

Wie reagieren Wirtschaftswissenschaftler auf die aktuelle Finanzkrise?


Das Nachrichtenmaganzin Focus berichtet Bayern LB erwartet Milliardenverlust:

Die BayernLB stellt sich für dieses Jahr auf einen Verlust von mehr als einer Milliarde Euro ein. Grund sind vor allem Risikovorsorge und Wertberichtigungen für eine österreichische Tochter.


Leider wird in diesem Bericht nicht darauf eingegangen, aus welchen Gründen die österreichische Tochter in Schieflage geraten ist. Liegen die Ursachen in klassischen Kreditausfällen oder mussten im Wertpapier-Eigenhandel Verluste realisiert werden, sind wieder so genannte "Blasen" geplatzt?


Am 06.11.2009 wurde bekannt, dass der US - Immobilienfinanzierer Fannie Mae weitere 15 Milliarden US - Dollar vom Staat braucht, um zu überleben. Damit summieren sich die Verluste bei Fannie Mae nach dem neunten Quartalsminus in Folge auf rd. 120 Milliarden US - Dollar..


Auch die heimische Commerzbank befindet sich nach wie vor tief in der Verlustzone. Finanzvorstand Eric Strutz bleibt mittelfristig sehr vorsichtig. Eine Entspannung bei der Risikovorsorge sieht er frühestens 2011 oder 2012. 


Es kann also keine Rede davon sein, dass die Finanzkrise überwunden ist.


Wie George Akerlof und Robert Shiller in ihrem neuen Buch Animal Spirits argumentieren, wurde diese Finanzkrise durch Spekulationsblasen auf dem Immobilienmarkt, an der Börse sowie am Energie- und an anderen Rohstoffmärkten ausgelöst. Das Wort "Blase" ist aber in den meisten ökonomischen Lehrbüchern nicht zu finden.


In der ökonomischen Theorie ist nach wie vor das Axiom akzeptiert, dass Menschen vollkommen rational handeln. Menschen, die Axiomen der Vernunft folgen, müssen sich so verhalten, als würden sie sämtliche Wahrscheinlichkeiten kennen und alle notwendigen Berechnungen ausführen.

Tatsächlich kennt niemand die Wahrscheinlichkeit sämtlicher künftiger Ereignisse. 


Wenn Ökonomen die aktuelle Finanzkrise verstehen wollen, müssen sie ihre offensichtlich fehlerhaften Erklärungsmodelle ändern. Dabei werden sie die Erkenntnisse anderer Disziplinen einbeziehen müssen. 


Interessante Ergebnisse liefern beispielsweise die Neurowissenschaften, mit deren Hilfe ergründet werden kann, wie unser Gehirn bei der Entscheidungsfindung unter unklaren Bedingungen involviert ist. Möglicherweise findet man in dieser Disziplin Erklärungen dafür, warum "Blasen" entstehen und wie sie in dem hoch komplexen Netz der Finanzmärkte zu existenziellen Krisen führen. 

Wie auch immer: Wirtschaftswissenschaftler müssen ihre Forschung überdenken!



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