Dienstag, 8. Dezember 2009

Finanzkrise und Informationslücken


Es ist paradox: Die zunehmende Vernetzung auf den internationalen Finanzmärkten hat für Intransparenz gesorgt. Weder Regulierungsbehörden noch Medien haben das so genannte Schattenbankensystem und die darin lauernden Gefahren erkannt. Was wird getan, um derartige Informationslücken zu schließen?

Hier sind einige offizielle Antworten:

Auftrag der G20


Die Krise hat auf internationaler Ebene deutliche Informationslücken erkennen lassen. Daher haben die G20 der Verbesserung der Transparenz einen hohen Stellenwert eingeräumt. IWF (Internationaler Währungsfonds) und FSB (Financial Stability Board) wurden gebeten, die wichtigsten Informations- und Datenlücken zu identifizieren und Vorschläge für ihre Schließung zu unterbreiten. Zu diesem Zweck haben IWF und FSB den G20 - Finanzministern und -Notenbankgouverneuren einen gemeinsamen Bericht mit konkreten Empfehlungen für eine international abgestimmte Verbreiterung der Datenbasis vorgelegt.


Neue Anforderungen an die Statistik


Die Strukturen an den internationalen Finanzmärkten haben sich durch das Aufkommen neuer Marktteilnehmer, Strategien und Finanzinstrumente signifikant verändert. Damit gehen neue und höhere Anforderungen an zeitnah erhältliche und international vergleichbare Statistiken einher. Dies gilt insbesondere für eine bessere Informationsbasis über grenzüberschreitende Verflechtungen, die Verwundbarkeiten von Ländern oder Ländergruppen und das Entstehen von Anfälligkeiten im Finanzsektor.


Empfehlungen von IWF und FSB


Die Empfehlungen von IWF und FSB lassen sich in vier Kategorien einteilen:


  1. Überwachung der Risiken im Finanzsektor: Um Finanzkrisen künftig möglichst zu verhindern, müssen finanzielle Anfälligkeiten frühzeitig und verlässlich identifiziert werden können. Diesbezüglich besteht Handlungsbedarf beispielsweise im Hinblick auf Daten zu Wertpapieremissionen und Kreditrisikotransfers.

  2. Internationale Netzwerkverbindungen: Die Komplexität grenzüberschreitender Vernetzungen hat deutlich zugenommen: Zudem sind im Zuge der Globalisierung vielfältige finanzielle Aktivitäten in das so genannte Schattenbanksystem verlagert worden. Eine Verbreiterung der Informationsbasis über derartige Finanzaktivitäten sollte vertiefte Analysen zu Verwundbarkeiten von Ländern und Ländergruppen sowie sich wandelnde globale Transmissionswege ermöglichen. Damit wird die Grundlage für eine nachhaltige Verbesserung der Überwachung globaler makroprudenzieller Risiken gelegt.

  3. Sektorale und andere Finanz- und Wirtschaftsstatistiken: Eine bessere Datenabdeckung in sektoraler Hinsicht ist insbesondere deshalb geboten, da sich wesentliche finanzielle Risiken in Bereiche verlagert haben, in denen die Verfügbarkeit und die Verlässlichkeit der Daten bislang gering ist. Hinzu kommen erhebliche Datenlücken in vielen Schwellenländern. Die Verbesserung der Datenlage für Nichtbank-Finanzinstitute (beispielsweise Versicherungen, Pensions-, Investment- und Hedgefonds) verdient dabei eine hohe Priorität.

  4. Kommunikation der offiziellen Statistiken: Die Finanzkrise hat nicht nur deutliche Informationsmängel aufgezeigt. Es ist auch klar geworden, dass die Transparenz der vielen bereits vorhandenen internationalen statistischen Initiativen und Programme erhöht werden muss. Zudemm sollten sämtliche G20 - Länder Lücken in der Verfügbarkeit nationaler Daten schließen.
Der Aufbau von Vorkehrungen zur Vermeidung von Finanzkrisen sowie die Erhebung und Bereitstellung hierzu notwendiger Daten ist ein langristiger Prozess, der entsprechender politischer Unterstützung auf hoher Ebene bedarf. Es ist deshalb zu begrüßen, dass sich IWF und FSB dazu verpflichtet haben, den G20 - Finanzministern und -Notenbankgouverneuren bis Juni 2010 einen Fortschrittsbericht und einen Zeitplan für die Implementierung der Empfehlungen vorzulegen.

(Quelle: DEUTSCHE BUNDESBANK Eurosystem, Finanzstabilitätsbericht 2009)




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