Freitag, 26. März 2010

Umfrageergebnisse über den Zugang von KMU zu Finanzmitteln


Im Auftrag der EZB wurde zwischen dem 19. November und dem 18. Dezember 2009 eine Umfrage über den Zugang kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) im Euro - Währungsgebiet zu Finanzmitteln durchgeführt. An dieser Umfrage haben insgesamt 5.320 Unternehmen mitgewirkt. Sie liefert Angaben zur Finanzlage und zum Finanzierungsbedarf von kleinen und mittleren Unternehmen sowie zu deren Zugang zu Finanzmitteln im Vergleich zu Großunternehmen im Euro - Währungsgebiet in der zweiten Jahreshälfte 2009. Da die Befragung erst kürzlich eingeführt wurde, sollten keine voreiligen Schlüsse über Veränderungen der Angaben im Zeitverlauf gezogen werden.

Finanzlage der KMUs im Euro - Währungsgebiet

Das Einkommen und die Verschuldung der KMUs haben sich in der zweiten Jahreshälft 2009 nur marginal verändert. Der prozentuale Anteil der Unternehmen, die einen Gewinnrückgang angaben, sank auf 51 % gegenüber 53 % im ersten Halbjahr 2009, während mehr Firmen als zuvor eine Gewinnzunahme meldeten (18 % im zweiten gegenüber 15 % im ersten Halbjahr). Im Ergebnis berichteten 34 % der KMUs von einer schlechteren Gewinnlage (verglichen mit 38 % im ersten Halbjahr 2009). Bei Großunternehmen war eine etwas bessere Gewinnentwicklung zu vermelden: Hier gaben per saldo 25 % (gegenüber 33 % in der ersten Jahreshälfte) eine Verschlechterung an. Daneben verringerte sich auch der prozentuale Anteil der KMUs, die von einem Umsatzrückgang berichteten, geringfügig (von 50 % auf 47 %), während der Anteil der Unternehmen, die ein Umsatzplus meldeten, im Zuge einer leichten Konjunkturaufhellung im zweiten Halbjahr 2009 etwas anstieg (von 22 % auf 24 %).

Das dringlichste Problem der KMUs im Euroraum war in der zweiten Jahreshälfte 2009 nach wie vor die Kundenakquise (diese Antwort wählten 28 %, verglichen mit 27 % im ersten Halbjahr), gefolgt vom Zugang zu Finanzmitteln (19 % gegenüber zuvor 17 %). Bei den großen Unternehmen standen die Kundenakquise (24 %) und der Wettbewerb (23 %) im Vordergrund, wohingegen der Zugang zu Finanzmitteln (12 %) seltener als größte Schwierigkeit genannt wurde.

Außenfinanzierungsbedarf der KMUs im Euro - Währungsgebiet

Während die Hälfte der KMUs berichtete, dass ihr Bedarf an Bankkrediten in der zweiten Jahreshälfte 2009 unverändert geblieben sei, meldete ein Viertel eine Zunahme und knapp 10 % einen Rückgang. Nach 11 % im ersten Halbjahr gaben per saldo 16 % der KMUs, vor allem Kleinstunternehmen und kleine Unternehmen, einen gestiegenen Bedarf an Bankkrediten an. Der Anteil der Großunternehmen, deren Bedarf an Bankkrediten nach eigenen Angaben gestiegen ist, war dagegen nach wie vor geringer und blieb gegenüber der letzten Umfrage weitgehend gleich (6 %, verglichen mit 5 % im ersten Halbjahr). Diese Unterschiede je nach Firmengröße zeigen, dass Großunternehmen sich in stärkerem Maße über den Markt finanzieren, was im zweiten Halbjahr 2009 zu deutlich verbesserten Bedingungen möglich war. Darüber hinaus meldeten die KMUs, dass ihr Bedarf an Handelskrediten weitgehend unverändert blieb (per saldo gaben 5 % der KMUs einen höheren Bedarf an, verglichen mit 4 % im Halbjahr davor), während Großunternehmen diese etwas weniger stark in Anspruch nahmen (-2 % nach 0 % im ersten Halbjahr).

Bei den Faktoren, die die Nettozunahme des Bedarfs der KMUs an Außenfinanzierungsmitteln beeinflussen, waren je nach Firmengröße erhebliche Unterschiede festzustellen. Während für den Außenfinanzierungsbedarf großer und mittlerer Unternehmen die Anlageinvestitionen ausschlaggebend waren, benötigten Kleinst- und Kleinunternehmen in erster Linie mehr Fremdmittel für den Lagerbestand und das Betriebskapital.

Anträge auf Außenfinanzierungsmittel

In der zweiten Jahreshälfte 2009 beantragten 29 % der KMUs Bankkredite (neue Darlehen oder Verlängerungen bestehender Kredite), womit sich der Anteil gegenüber den ersten sechs Monaten kaum veränderte. Im Großen und Ganzen wuchs der prozentuale Anteil der Unternehmen, die Bankkredite beantragten, mit der Firmengröße. Entsprechend sank auch der Anteil der Unternehmen, die keinen Kreditantrag gestellt hatten, weil sie von einer Ablehnung ausgingen, mit der Firmengröße. Dabei handelte es sich laut der Umfrage um lediglich 7 % der KMUs (verglichen mit 5 % im ersten Halbjahr 2009).

Der Umfrage zufolge erhielten 75 % und damit der Großteil der KMUs, die Fremdmittel beantragt hatten, den gewünschten Kreditbetrag ganz oder teilweise, verglichen mit 77 % im ersten Sechsmonatszeitraum 2009. Die Ablehnungsquote erhöhte sich indessen: Im zweiten Halbjahr 2009 meldeten 18 % der KMUs eine Ablehnung ihrer Bankkreditanträge (verglichen mit 12 % in den sechs Monaten davor). Wie schon im zuvor betrachteten Zeitraum war die Quote der Antragsbewilligungen höher und die der Ablehnungen niedriger, je größer und älter das Unternehmen war (ab einem Alter von zwei Jahren bis hin zur Kategorie von mehr als zehn Jahren). Die Quote der vollständig oder teilweise bewilligten Anträge (87 %) und die Ablehnungsrate (5 %) blieben bei den Großunternehmen unverändert. Anders als bei den Bankkrediten erhöhte sich die Bewilligungsquote bei Handelskrediten an KMUs, was aber auch in diesem Fall analog zur Firmengröße geschah.

Verfügbarkeit von Außenfinanzierungsmitteln für KMUs im Euro - Währungsgebiet

Die Einschätzung der Großunternehmen hinsichtlich der Verfügbarkeit von Bankkrediten in der zweiten Jahreshälfte 2009 fiel mit per saldo - 29 % weniger negativ aus als im Halbjahr zuvor (- 41 %), da ein geringerer Prozentsatz der Großunternehmen eine Verschlechterung meldete. Der prozentuale Saldo der KMUs, die eine schlechtere Verfügbarkeit von Bankkrediten (Neugeschäft und Verlängerung bestehender Kredite) angaben, blieb unterdessen weitgehend unverändert (- 32 % nach - 33 % im ersten Halbjahr). 42 % der KMUs vermeldeten eine Verschlechterung und 10 % eine Verbesserung. Angesichts des je nach Unternehmensgröße variierenden Außenfinanzierungsbedarfs könnten die Großunternehmen die Verfügbarkeit von Bankfinanzierungsmitteln als weniger negativ aufgefasst haben, da sie diese Finanzierungsquelle teilweise durch marktbasierte Finanzmittel ersetzt hatten. Was die Verfügbarkeit von Handelskrediten betraf, meldeten sowohl KMUs als auch Großunternehmen per saldo, dass sich diese im zweiten Halbjahr 2009 etwas weniger stark verschlechterte als zuvor.

Wie bereits in der ersten Jahreshälfte hing der schlechtere Zugang der KMUs zu externen Finanzierungsmitteln im Berichtszeitraum vor allem mit den allgemeinen Konjunkturaussichten, den firmenspezifischen Aussichten und der Bereitschaft der Banken zur Vergabe von Krediten zusammen. Positiv fiel ins Gewicht, dass in der zweiten Jahreshälfte per saldo deutlich weniger KMUs eine Verschlechterung der allgemeinen Konjunkturaussichten sowie der firmenspezifischen Aussichten angaben. Mit Ausnahme der Kleinstunternehmen wurde über alle Firmengrößen hinweg per saldo von einer Verbesserung des Eigenkapitals und der Kredithistorie berichtet, was mit dem etwas gemäßigten Gewinnrückgang zusammenhängen könnte. Im Gegensatz dazu blieb die Einschätzung der KMUs hinsichtlich der Bereitschaft der Banken zur Kreditvergabe im Großen und Ganzen unverändert: 33 % (verglichen mit 32 % im Halbjahr zuvor) waren der Auffassung, dass die Bereitschaft zur Gewährung von Bankkrediten nachgelassen habe, während lediglich 8 % (verglichen mit 7 % im ersten Halbjahr) eine höhere Bereitschaft angaben. Gleichzeitig verringerte sich der prozentuale Saldo der Großunternehmen, die mitteilten, dass die Banken weniger gewillt seien, Kredite auszugeben, von 20 % im ersten Halbjahr 2009 auf 14 % im Berichtszeitraum.

Konditionen für Bankkredite

Rund ein Drittel der KMUs waren der Auffassung, dass sich das Zinsniveau der Bankkredite in den letzten sechs Monaten des Jahres 2009 erhöht habe (genauer gesagt 35 % und damit in etwa so viele wie in der ersten Jahreshälfte), während 27 % (nach 29 % im ersten Halbjahr) von einem Zinsrückgang berichteten. Insbesondere die Kleinstunternehmen meldeten per saldo vermehrt Zinsanstiege, was mit der anhaltenden Verschlechterung ihrer Eigenkapitalsituation und Kredithistorie zusammenhängen dürfte, während per saldo weniger KMUs von einem Zinsanstieg berichteten. Die Großunternehmen hingegen waren überwiegend der Meinung, dass das Zinsniveau von Bankkrediten rückläufig sei. Außerdem teilten per saldo gut ein Drittel der KMUs eine weitere Erhöhung der Sicherheitenanforderungen und sonstigen Konditionen wie Zusatz- oder Nebenvereinbarungen sowie der Entgelte, Gebühren und Provisionen mit. Auch die Großunternehmen gaben insgesamt eine weitere Verschärfung dieser Konditionen an. Allerdings waren auch viele Unternehmen (45 % bis 54 % der KMUs und 38 % bis 55 % der Großunternehmen) der Auffassung, dass diese Konditionen unverändert geblieben seien.

Erwartungen bezüglich des Zugangs zu Finanzmitteln

Rund die Hälfte der KMUs gehen davon aus, dass ihr Zugang zu internen und externen Finanzierungsquellen in der ersten Jahreshälfte 2010 unverändert bleiben wird. Gleichzeitig erwarten erneut etwas mehr KMUs eine Verschlechterung ihres Zugangs zu Bankkrediten (20 %) und Handelskrediten (11 %) als eine Verbesserung (14 % bei Bankkrediten und 8 % bei Handelskrediten). Auch die Großunternehmen rechnen in etwa zur Hälfte mit einem unveränderten Zugang zu internen und externen Finanzierungsmitteln, sie sind jedoch insgesamt etwas optimistischer, was ihre internen Mittel und den Zugang zu Bankkrediten in der ersten Jahreshälfte 2010 angeht.



(Quelle: Europäische Zentralbank, EUROSYSTEM, Monatsbericht März 2010)



Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen